Wann lohnen sich bifaziale Solarmodule wirklich?
Bifaziale Solarmodule gelten als innovative Lösung, um mehr Sonnenlicht effizient in Strom umzuwandeln. Sie nutzen nicht nur die Vorderseite, sondern auch die Rückseite zur Energiegewinnung. Doch ist das auch auf dem Hausdach sinnvoll? Besonders auf Schrägdächern stehen Wirtschaftlichkeit und Effizienz infrage. In diesem Artikel erfährst du, wann sich der Einsatz lohnt, wie bifaziale Module funktionieren, worauf du achten musst – und warum der Untergrund dabei entscheidend ist.
Inhalt
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 So funktionieren bifaziale Solarmodule
- 3 Einsatzmöglichkeiten: Wann lohnen sich bifaziale Module?
- 4 Warum der Untergrund entscheidend ist
- 5 Vor- und Nachteile im Vergleich zu klassischen Modulen
- 6 Stromertrag und Wirtschaftlichkeit
- 7 Optimale Bedingungen für bifaziale Solarmodule
- 8 Was kosten bifaziale Module – und wann rechnen sie sich?
- 9 Förderung und rechtliche Anforderungen im Überblick
- 10 Warum bifaziale Module auf Schrägdächern selten sinnvoll sind
- 11 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Doppelte Stromerzeugung: Bifaziale Module nutzen Vorder- und Rückseite.
- Nicht ideal für Schrägdächer: Reflektiertes Licht fehlt häufig.
- Hoher Ertrag auf Flachdächern und Freiflächen: Dort profitieren sie vom Albedo-Effekt.
- Teurer als monofaziale Module: Höhere Anschaffungskosten durch aufwendigere Technik.
- Reflektierender Untergrund erhöht Effizienz: Helle Oberflächen wie Kies oder Schnee sind ideal.
Wann sind bifaziale Solarmodule sinnvoll?
Bifaziale Solarmodule sind besonders dann sinnvoll, wenn sie auf Flächen installiert werden, die zusätzliches Licht auf die Rückseite reflektieren – z. B. bei Solarparks, Carports oder Flachdächern mit hellem Untergrund.
So funktionieren bifaziale Solarmodule
Bifaziale Solarmodule unterscheiden sich in einem entscheidenden Punkt von klassischen Modulen: Sie erzeugen Strom auf beiden Seiten. Während die Vorderseite wie gewohnt direktes Sonnenlicht aufnimmt, nutzt die Rückseite reflektiertes oder diffuses Licht. Diese Eigenschaft macht sie bei geeigneter Umgebung deutlich effizienter.
Konstruiert sind bifaziale Module fast ausschließlich als sogenannte Glas-Glas-Module. Beide Seiten bestehen aus transparentem Glas, dazwischen liegen Solarzellen aus mono- oder polykristallinem Silizium. Ein robuster Aluminium- oder Edelstahlrahmen schützt die Struktur zusätzlich vor Umwelteinflüssen.
Ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Wind, Schnee, Feuchtigkeit und Temperaturwechseln ist höher als bei herkömmlichen Modulen. Das macht sie besonders langlebig. Der Stromertrag steigt je nach Standortbedingungen um bis zu 20 Prozent – vorausgesetzt, die Rückseite wird sinnvoll belichtet.
Einsatzmöglichkeiten: Wann lohnen sich bifaziale Module?
Bifaziale Solarmodule sind vor allem dort effizient, wo auch die Rückseite Licht aufnehmen kann. Das ist besonders bei freistehenden oder geneigten Installationen der Fall. Auf Flachdächern lassen sich die Module so montieren, dass Licht von hellen Dachbelägen reflektiert wird. Gleiches gilt für Carports oder Überdachungen mit heller Bodenfläche.
Auch in Solarparks profitieren die Module vom offenen Gelände und reflektierendem Untergrund wie Kies oder Sand. Vertikale Fassadenanlagen in urbanen Räumen können ebenfalls Vorteile bieten – dort reflektieren Wände und umliegende Flächen zusätzliches Licht auf die Rückseite.
Weniger sinnvoll sind sie hingegen auf klassischen Schrägdächern. Hier fehlt die Lichtreflexion auf der Rückseite, sodass der zusätzliche Ertrag kaum ins Gewicht fällt.
Warum der Untergrund entscheidend ist
Ein entscheidender Faktor für den Stromertrag bifazialer Module ist der Untergrund. Je heller und reflektierender die Fläche unter den Modulen, desto mehr Licht gelangt auf die Rückseite. Fachlich spricht man hier vom sogenannten Albedowert – dem Maß für die Rückstrahlfähigkeit einer Fläche.
Hier ein Überblick über typische Reflexionswerte:
Oberfläche | Albedo (Reflexionsfaktor) |
---|---|
Dunkler Asphalt/Boden | 0,1–0,2 |
Gras/Vegetation | 0,2–0,3 |
Heller Kies/Sand | 0,4–0,6 |
Schnee | 0,8–0,9 |
Vor- und Nachteile im Vergleich zu klassischen Modulen
Bifaziale Module bieten einige klare Vorteile gegenüber monofazialen PV-Modulen – allerdings nur unter optimalen Bedingungen. In der folgenden Tabelle siehst du die wichtigsten Punkte im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Höherer Stromertrag bei optimaler Nutzung | Höhere Anschaffungskosten |
Bessere Effizienz bei diffusem Licht | Komplexere Installation |
Längere Lebensdauer durch Glas-Glas-Aufbau | Empfindlicher gegenüber Schatten/Verschmutzung |
Robuster gegenüber Wetterbelastung | Höhere Anforderungen an Untergrund und Standort |
Stromertrag und Wirtschaftlichkeit
Wie viel Strom bifaziale Module erzeugen, hängt stark von Standort und Montageart ab. Auf reflektierendem Untergrund oder mit optimalem Neigungswinkel können sie bis zu 20 % mehr Energie produzieren als Standardmodule. Das lohnt sich besonders auf Flachdächern, Carports oder Freiflächen.
Ein Beispiel: Eine 40 m² große nutzbare Dachfläche mit 20 PV-Modulen kann bei idealem Einsatz von bifazialer Technik einen Stromertrag von rund 9.831 kWh pro Jahr liefern. In Kombination mit einem Speicher ergibt sich daraus ein monatliches Einsparpotenzial von über 100 Euro. Auch der CO₂-Ausstoß sinkt – um bis zu 4.800 kg jährlich.
Doch Vorsicht: Auf einem Schrägdach mit geringem Abstand zur Dachfläche fällt der Ertragszuwachs deutlich geringer aus. In solchen Fällen kann ein monofaziales Modul unter dem Strich wirtschaftlicher sein.
Optimale Bedingungen für bifaziale Solarmodule
Für eine maximale Energieausbeute benötigen bifaziale Module spezielle Bedingungen. Besonders entscheidend ist der Installationswinkel, da er bestimmt, wie viel Licht auf die Rückseite gelangt. Ein Winkel zwischen 15 und 30 Grad ist oft ideal, da dadurch sowohl direkte Einstrahlung als auch Reflektion genutzt werden kann.
Der Abstand zum Untergrund ist ein weiterer Schlüssel: Je höher die Module montiert werden, desto besser wird das reflektierte Licht von unten eingefangen. Zudem darf die Rückseite nicht verschattet sein – etwa durch Begrünung, Mauern oder technische Aufbauten. Auch die Auswahl des Montagesystems spielt eine Rolle: Offene Gestelle ermöglichen eine bessere Rückseitenbelichtung als flache Aufbauten. Schließlich sollten Kabel, Wechselrichter oder Speicher passend dimensioniert sein, um den Mehrertrag auch effizient zu nutzen.
Was kosten bifaziale Module – und wann rechnen sie sich?
Die Anschaffung bifazialer PV-Module liegt rund 15–25 % über den Kosten monofazialer Module – je nach Hersteller und Ausführung. Hinzu kommen höhere Installationskosten, da spezielle Montagesysteme und sorgfältige Planung notwendig sind. Dieser Mehraufwand kann sich jedoch lohnen: Bei idealem Untergrund und guter Ausrichtung liegt der Ertragsvorteil bei bis zu 30 %.
Das führt zu einer deutlich kürzeren Amortisationszeit, insbesondere bei hohen Strompreisen. Wichtig ist eine präzise Wirtschaftlichkeitsberechnung, die alle Faktoren berücksichtigt – darunter Modulpreis, Einspeisevergütung, Eigenverbrauchsquote und Wartungskosten. Staatliche Förderprogramme wie KfW-Zuschüsse oder regionale Solarprämien können die Investition zusätzlich erleichtern. Ein Beratungsgespräch mit einem Fachbetrieb oder ein PV-Simulationstool helfen bei der Kalkulation.
Förderung und rechtliche Anforderungen im Überblick
Wer bifaziale PV-Module installieren will, sollte auch die rechtlichen Rahmenbedingungen kennen. In Deutschland gelten für sie die gleichen Vorschriften wie für klassische Module – etwa zur Netzanmeldung, zum EEG 2023 oder zur Einspeisung ins Stromnetz. Wichtig ist die Anmeldung im Marktstammdatenregister (MaStR) der Bundesnetzagentur. Zudem müssen Anlagen über 600 W Ausgangsleistung von einer Fachkraft installiert und abgenommen werden.
Für Flachdächer gelten zusätzliche baurechtliche Anforderungen, etwa zur Statik und Windlast. Förderprogramme wie das KfW-Programm 270 oder regionale Zuschüsse können bifaziale Technik wirtschaftlich attraktiver machen. Wer zusätzlich einen Speicher installiert, profitiert oft von Kombiförderungen. Der Weg zur Förderung führt meist über Energieberater oder lokale Netzbetreiber – sie geben auch Hilfestellung bei Genehmigungen und Anträgen.
Warum bifaziale Module auf Schrägdächern selten sinnvoll sind
Die Rückseite bifazialer Solarmodule ist nur dann ein Vorteil, wenn sie Licht erreicht. Auf Schrägdächern ist das jedoch kaum der Fall. Die Module liegen dort flach auf Montageschienen. Der Abstand zur Dachfläche ist gering, und reflektierendes Licht kommt kaum zum Einsatz.
Zudem sind die Dachmaterialien oft dunkel und absorbieren das Licht eher, als es zurückzuwerfen. Der Albedowert liegt bei Ziegel oder Bitumen niedrig – typischerweise bei 0,1 bis 0,2. Damit bleibt der mögliche Mehrertrag weit unter dem Potenzial.
Hinzu kommt: Die höheren Anschaffungskosten, der aufwendigere Einbau und die geringere Wirkung der Rückseite machen bifaziale Module auf Schrägdächern meist unwirtschaftlich. Wer nur die Vorderseite nutzt, kann ebenso auf monofaziale Module zurückgreifen – günstiger und einfacher in der Umsetzung.
Fazit
Bifaziale Solarmodule bieten spannende Möglichkeiten – aber nicht überall. Auf Schrägdächern entfalten sie ihr Potenzial kaum und lohnen sich meist nicht. Wer jedoch auf Flachdächern, Carports oder Freiflächen mit reflektierendem Untergrund arbeitet, profitiert deutlich vom Mehrertrag. Wer sinnvoll plant, kann die höheren Anschaffungskosten durch mehr Stromproduktion langfristig kompensieren.